Anlass:
25. Jahrestag der rassistischen Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen.
Die Erinnerung an das Pogrom und die Übernahme von Verantwortung sollen eine dauerhafte, sichtbare Form (…) erhalten.
Das Konzept des dezentralen Erinnerns sieht vor, dass im öffentlichen Raum von Rostock und gegebenenfalls auch außerhalb Orte geschaffen werden, die Anlass zur Erinnerung an das Pogrom bieten und zur Auseinandersetzung mit der eigenen Verantwortung motivieren. Diese Orte müssen in Bezug stehen zu den Ausschreitungen im Stadtteil Lichtenhagen. Dazu gehören zuvorderst das Sonnenblumenhaus und das Rathaus.
(Auszug aus der Auslobung der Stadt Rostock, die einen nichtoffenen Kunstwettbewerb mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren ausschrieb)
(Abbildung: Standpunkt Zugang zum S-Bahn Bahnhof Rostock-Lichtenhagen)
Wettbewerbsvorschlag:
Erinnern
(materielles Kunstwerk am Ort des Erinnerns)
Die Fassade mit den Sonnenblumen hat sich mittlerweile ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben und steht als Synonym für den Pogrom von 1992.
Das vorgeschlagene Kunstwerk benutzt die Fassadengestaltung als Material um die Erinnerung zu thematisieren.
Die Stirnwand des Plattenbaus setzt sich gut sichtbar aus 55 Platten zusammen. In die einzelnen Platten sind verschiedenfarbige Backsteine eingelegt, die wie bei einer Intarsie in ihrer Gesamtsicht 3 Sonnenblumen ergeben.
Einzelne Platten der Fassade sollen dupliziert werden und einzeln oder in Ensembles an Orten des Erinnerns in einer Ebene mit dem Bodenbelag verlegt werden.
Passanten bewegen sich unwillkürlich durch den so entstandenen Gedenkort.
Die einzelnen Felder/Platten sollen als „Reminder“, als Auslöser des Erinnerns fungieren, wie das einzelne Kärtchen eines Memory-Spiels, bei dem man versucht sich an die Position des zweiten, bildgleichen Kärtchens zu erinnern.
(Abbildung: Standpunkt vor dem Rostocker Rathaus, Blick auf den Neuen Markt)
Mahnen
(Vermittlungseinheit am Ort des Erinnerns)
Während das Zeichen des Erinnerns, das auf Straßenniveau gekippte Fassadenelement, ein deutungsoffenes Element sein soll, ist das Motiv des Mahnens ein bewertendes. Das Mahnen steht dem Erinnern gegenüber, konfrontativ oder im Dialog.
Neben die Landmarke, soll eine sogenannte Stadtinformationseinheit gestellt werden, ein bekanntes Modul, wie es bereits am Neuen Markt und an vielen anderen Orten in Rostock steht. Die zugeordnete Stadtinformationseinheit behält die gleiche Funktion wie sonst auch. Auf ihren zwei Seiten informiert sie und wirbt.
Die Redaktion der Stadtinformationseinheit soll das Archiv „Lichtenhagen im Gedächtnis“ übernehmen. Hier sollen Passanten ebenso wie Bürgerinnen und Bürger ständig Hinweise auf Veranstaltungen und Schlaglichter aus dem öffentlichen Diskurs zum Thema Rassismus finden.
Kooperationspartner:
Gundula Avenarius, Kultur im Dialog
Veronika Brugger, Kommunikationsberatung
de+ architekten gmbh
(Abbildung: Standpunkt Parkplatz, Blick auf das Rostocker Polizeipräsidium)