Debitismus-Atemübung
2006


Was ist Debitismus?
Heute ist Debitismus die globale Wirtschaftsform. Der Debitismus betrachtet die Volkswirtschaft nicht als Summe von Tauschgeschäften, sondern als Summe von Schuldverhältnissen. Schulden und deren Zinslast üben einen Handlungsdruck aus. Sie beschränken die Entscheidungsfreiheit von Regierungen, Unternehmen und Individuen. Die debitistischen „Sachzwänge“ werden jedoch oft von Regierungen und Unternehmensspitzen als Argumen­tations­hilfen zur Durchsetzung eigener Interessen genutzt. Unternehmen, ebenso wie Regierungen argumentieren mit „Wettbewerbsfähigkeit“ und „Rentabilität“ um im Vergleich aller mit allen stets eine prekäre Situation für sich zu erkennen. Diese globale Präkarität zwingt zur Ausbeutung aller Ressourcen: Natur, Kultur, soziales Zusammenleben und schließlich zur Selbstausbeutung.
Im Debitismus haben alle Menschen eine Urschuld, so bezeichnen es die Bremer Ökonomen Gunnar Heinsohn und Otto Steiger, die ihnen die Pflicht auferlegt zur Selbsterhaltung zu konsumieren.

Die Künstler Mari Brellochs und Stephan Kurr empfehlen eine Debitismus-Atemübung:
Debitismus erzeugt existentielle Angst. Ich atme mehr Luft aus, als ich einatme. Ich gebe permanent mehr Luft an die Umwelt ab, als ich von ihr bekomme. In dem ich meine Lungen bewusst entleere, schließe ich durch Sauerstoffmangel im Hirn Synapsen kurz und aktiviere nun in einem Zustand von Trance und Vision Abwehrkräfte, die in meinem Alltag abgestumpft waren.

In der Ausstellung „Subsiders“ (2006, Galerie Weißer Elefant, Berlin, Kurator Spunk Seipel), wurde ein Atemübungsraum eingerichtet. Im Nebenraum informierte ein Faltblatt über Debitismus und leitete die „Debitismus-Atemübung“ an. Ein Video zeigte sowohl die Künstler als auch Probanden bei der Übung.